Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht

Ein Erfahrungsbericht eines 28-jährigen Motorradfahrers nach einem Unfall mit mehreren Verlegungen in Spezialkliniken bis zur Ankunft zu Hause. 

Ende Mai 2024: “100 Kilometer von zu Hause entfernt begann mit einem Motorradunfall meine Reise der Überleitungen, Entlassungen und Nachsorge mit allen Hürden, die mir die unterschiedlichsten Krankenhausaufenthalte innerhalb von zwei Wochen boten."

Eine schnelle und fachlich korrekte Diagnose meiner Verletzungen im ersten modernen Krankenhaus konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich mich zur Verlegung in die Heimat eigenständig um die Vollständigkeit der Unterlagen und den Transport kümmern musste.

Das darauf folgende Krankenhaus riet mir, aufgrund der Komplexität der Verletzung, eine spezialisierte Orthopädie aufzusuchen. Auch bei diesem Transfer ließ der Informationsfluss zu wünschen übrig. Der Entlassungsbrief kam mehrere Wochen verspätet. Und auch eine Liegebescheinigung wurde erst auf meine Anfrage hin ausgestellt, obwohl meine berufliche Tätigkeit vorab erfasst worden war. 

Nach erfolgter OP in der Orthopädie wurde im Zuge des Entlassungsmanagements die Sozialhilfe verständigt. Diese konnte mir mit zwei operierten Beinen und im Rollstuhl sitzend jedoch keinen besseren Vorschlag der Genesung unterbreiten, als mich eigenständig in meine Wohnung im ersten Stock zu hieven und dann Hilfe von Familie und Freunden in Anspruch zu nehmen.


Die Möglichkeiten des Sozialdienstes schienen sehr begrenzt und unpassend.

Es wurden bei Entlassung keine bereits zugesagten Rezepte über direkt folgende Physiotherapie ausgestellt und auch beim Transport griff ich für eine schonende, angemessene Überführung auf den persönlichen Kontakt eines Rettungssanitäters samt Rettungswagen zurück.

Auch wenn die Qualität des Aufenthaltes und die medizinischen Fähigkeiten in den Krankenhäusern durchaus gut waren, lässt sich für mich resümieren, dass sich bei den Entlassungen ohne eine massive Eigeninitiative sowie die Unterstützung von Freunden und Familie vor allem große Probleme beim Informationsaustausch, dem Transport und den Maßnahmen nach dem Aufenthalt ergeben hätten.[...]”

Für mich ist es immer wieder erschreckend zu lesen, dass es auch in spezialisierten Fachkliniken offensichtlich keine adäquate Überleitung gegeben zu haben scheint.

Ich stelle mir dann vor, wie es in einer besseren Welt wäre. Stellen wir uns vor es würde eine App für Überleitungen und Entlassungen geben, in der der Patient seine Überleitung (mit-) planen könnte, alle Nachsorge Bereiche miteinander verknüpft wären und die Überleitung übersichtlich, strukturiert, konsequent, diagnose-gerecht, patientenzentriert und lebensweltorientiert geplant und durchgeführt werden könnte. Obendrein findet die Überleitung mit einer besonderen Fürsorge mit Blick auf die eigentlichen, akuten Bedürfnisse des Patienten durch die Sozialarbeiter und Patientenmanager statt.

Heil- und Hilfsmittel würden für die Entlassung bereits in der Häuslichkeit bereit stehen, Einkäufe, notwendige Erledigungen könnten koordiniert und selbstverantwortlich organisiert werden, Care-Arbeit würde ab dem Zeitpunkt der Notwendigkeit in der Häuslichkeit übernommen; alle Anträge und notwendige Leistungen wären übersichtlich zusammengestellt und würden im Hintergrund adressatengerecht eingereicht; die Antragstellung würde koordiniert und unter Zuhilfenahme eines möglichen Supports stattfinden. 

Wo stünden wir dann jetzt bereits? Was würde das mit uns als Fürsorger im Gesundheitswesen und mit uns als Gesellschaft im Großen, wie im Kleinen (innerhalb der Familie) machen? 

-So oder wenigstens annähernd so, sieht mein ideeller Anspruch an ein gelingendes Entlass-, Überleitungs- und Nachsorgemanagement aus.


Ist dieser Anspruch zu visionär?

Dürfte es in Deutschland nicht längst solche Apps geben, aus denen zentral alles weitere in die Wege geleitet werden könnte; Absprachen, To-Do´s, Erledigungen, Anträge etc.?


Sind wir in diesem Punkt mittlerweile ein “Entwicklungsland”?

 

Was sind Ihre und Eure Erfahrungen und Eindrücke


Herzlichst, Fanny

Zurück zum Blog