Die medizinische und pflegerische Versorgung in Deutschland steht durch den demografischen Wandel und Fachkräftemangel vor großen Herausforderungen. Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, wie Demenz, sind im Krankenhaus besonders gefährdet. Sie benötigen nach der Entlassung umfassende Betreuung, um Wiedereinweisungen zu vermeiden und die bestmögliche Versorgung sicherzustellen. Es braucht ein umfassendes Versorgungsnetz, um diese Menschen nach dem Krankenhausaufenthalt ganzheitlich zu versorgen.
Studienlage und Herausforderungen
Trotz vieler Bemühungen bleibt die Herausforderung des Entlassmanagements für kognitiv beeinträchtigte Patienten wissenschaftlich noch nicht ausreichend evaluiert.. Es fehlt an Evidenz und standardisierten Verfahren, um diesen Patienten eine nahtlose Rückkehr in die Häuslichkeit zu ermöglichen. Mehr randomisierte Studien mit hoher Qualität sind notwendig, um diese Lücke zu schließen.
Das Entlassmanagement der Versorgungsforschungsstudie “Intersec-CM”
Meine Dissertation adressiert dieses Defizit durch die empirische Interventionsstudie „Intersec-CM“, die u.a. das Entlass- und Überleitungsmanagement nach dem Inkrafttreten des Gesetzes 2017 untersucht. In der Evaluationsphase wurden 401 Probanden an Standorten in Greifswald und Bielefeld begleitet. Zur Erfassung der Zielkriterien wurden validierte, international etablierte Leistungstests verwendet.
Ich war an der Studienvorbereitung und -durchführung beteiligt, insbesondere bei der Datenkuration, Analyse, Projektverwaltung und Veröffentlichung der Ergebnisse. Ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit war die Aufbereitung der Entlassdokumentation, die nach einer Qualitätsprüfung anonymisiert elektronisch gespeichert und analysiert wurde. Mit Hilfe der Berechnung des relativen Risikos konnte ein protektiver Faktor der Entlassdokumentation herausgestellt werden.
Entlass-, Überleitungs- & Nachsorgemanagement für Kliniken, Praxen und Patienten
Die Dissertation zeigt, dass evidenzbasierte Konzepte zum Entlassmanagement bei kognitiv beeinträchtigten Patienten fehlen und diese oft auf unzureichende häusliche Betreuung treffen. Die Entlassdokumentation erfolgt meist nicht standardisiert, jedoch ist eine umfassende Dokumentation in der Geriatrie und die Erfassung einer Sozialanamnese entscheidend für eine umfassende Anschlussversorgung. Die Sozialanamnese erwies sich als protektiver Faktor.
Publikationen
Die erste Arbeit; eine umfangreiche, nationale Literaturrecherche in Form eines Scoping Reviews, ist 2021 in gedruckter Form der Fachzeitschrift „Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie“ erschienen und kann unter F. Schumacher-Schönert et.al., Das Entlassmanagement deutscher Krankenhäuser für kognitiv beeinträchtigte, ältere Menschen – ein Scoping Review, ZGG, 2020 nachgelesen werden.
Die Arbeit der deskriptiven Analyse der Entlass- und Überleitungsdokumentation von Menschen mit kognitven Beeinträchtigungen im Akutkrankenhaus ist 2024 in gedruckter Form in der Fachzeitschrift „Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen“ erschienen und kann unter F. Schumacher-Schönert et.al., Versorgungslücken nach dem Krankenhausaufenthalt schließen: Studienergebnisse [intersec-CM] zum Entlass- und Überleitungsmanagement nach § 39 SGB V für Menschen, die im Krankenhaus kognitive demenzielle Beeinträchtigungen zeigen, ZEFQ, nachgelesen werden.
Fazit
Die Ergebnisse zeigen klar auf, wie wichtig eine verbesserte Betreuung und Dokumentation im Entlassmanagement für kognitiv beeinträchtigte Patienten ist. Es ist entscheidend, dass diese Personengruppe nach einem Krankenhausaufenthalt die notwendige Unterstützung erhält, um einen reibungslosen Übergang in ihre häusliche Umgebung zu gewährleisten.
Die Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften sind ein wichtiger Beitrag zur wissenschaftlichen Gemeinschaft und werden dazu beitragen, das Bewusstsein für die Herausforderungen im Entlassmanagement von älteren Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zu schärfen. Sie sind von großer Bedeutung und haben das Potenzial, die Versorgungssituation dieser vulnerablen Patientengruppe nachhaltig zu verbessern.
Aus meiner langjährigen Begleitung und Erfahrung heraus weiß ich, dass das Entlass-, Überleitungs- und Nachsorgemanagement in vielen weiteren Bereichen, nicht nur für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, nicht ausreichend gestaltet ist; wenig bis gar nicht #lebensweltorientiert und #versorgungsnah. Auf meinem weiteren Weg werde ich mich weiterhin engagiert für die Belange aller Patient:innen einsetzen; neue Lösungen für Klininker:innen und Patient:innen schaffen, damit zukünftig eine Entlassung mit Fürsorge möglich wird.
Herzlichst,
Fanny Schumacher-Schönert
Hier geht es zu den publizierten Artikeln und meinem wissenschaftlichem Hintergrund:
- Publikation: https://www.springermedizin.de/demenz/pflege/das-entlassmanagement-deutscher-krankenhaeuser-fuer-kognitiv-bee/17962074
- Publikation: https://www.zefq-journal.com/article/S1865-9217(24)00006-0/fulltext
weitere Publikationen unter:
https://www.dzne.de/forschung/studien/projekte-der-versorgungsforschung/intersec-cm/
https://www.fis.med.uni-greifswald.de/FIS/init_person_browser.action?pers_id=kgemgga9mq5n6